Gesundheit und (Erb-) Krankheiten bei unseren Haustieren
Distichiasis -
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Auszug aus der INAUGURAL-DISSERTATION -zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DER
VETERINÄRMEDIZIN (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover. Vorgelegt von Judith
Kaufhold aus Leinefelde Hannover
Als Distichiasis wird das Vorkommen zusätzlicher Wimpern (Distichien) bezeichnet, die ihren Ursprung in den
Meibomschen Drüsen haben und entlang des Lidrandes auftreten (WILLIAMS et al., 1979). Sie entsteht durch
die unvollständige Differenzierung der Meibomschen Drüsen, welche modifizierte Haarfollikel sind (SMITH,
1989). Außer der kongenitalen Form von Distichiasis beschreibt HALLIWELL (1967) noch eine selten
vorkommende erworbene Form. Sie entsteht vermutlich als Folge einer chronischen Entzündung der
Meibomschen Drüsen (Chalazion).
Distichien können einzeln oder in ganzen Reihen auftreten. Aus dem Ausführungsgang einer Meibomschen Drüse
tritt meist nur eine Zilie aus, manchmal können aber auch mehrere beobachtet werden. Distichiasis kommt am
Ober- und Unterlid vor, wobei das Oberlid häufiger betroffen ist (BEDFORD, 1973; HALLIWELL, 1967;
WILLIAMS et al., 1979).
Distichien können leicht übersehen werden, da sie meist fein und unpigmentiert sind. Zur Untersuchung
benötigt man daher unbedingt eine helle Lichtquelle mit Vergrößerung (Spaltlampenmikroskop).
Distichiasis kann in jedem Alter auftreten, gewöhnlich wird sie aber bereits bei Tieren im Alter von unter einem
Jahr beobachtet (ACVO, 1999; BEDFORD, 1999).
Die klinischen Symptome einer Distichiasis entstehen, wenn die Distichien nach innen gerichtet sind und zu
Irritationen der Kornea führen. Daraus können wiederum Tränenfluss, Hyperämie der Konjunktiven,
Blepharospasmus und in schweren Fällen Veränderungen der Hornhaut, wie Pigmentierung, Vaskularisation
und Ulzeration, resultieren. Das Auftreten von Symptomen bzw. deren Ausprägung ist nicht proportional zur
Anzahl der Distichien. Von Distichiasis betroffene Tiere können auch klinisch völlig unauffällig sein
(BEDFORD, 1980).
Distichiasis kommt bei Hunden recht häufig vor und wird als erbliche Augenerkrankung angesehen (SMITH,
1989). Bei den Gründerrassen des Elo, Bobtail, Pekingese, Samojede und Dalmatiner, wurde das Auftreten von
Distichiasis beschrieben (BARNETT, 1976; HALLIWELL, 1967; LAWSON, 1973). In einer Untersuchung von
LEHMANN et al. (2000) über 157 in Österreich lebende Englische Cocker Spaniel wurde für die Distichiasis eine
Prävalenz von 36,9 % festgestellt, und bei der Augenuntersuchung von 146 Hunden der Rasse Amerikanischer
Cocker Spaniel durch WILLIAMS et al. (1979), wurde bei 74 % der Tiere eine Distichiasis festgestellt. Bei der
Auswertung von 2374 Augenuntersuchungen bei verschiedenen Hunderassen in England, die in den Jahren 1963
bis 1973 durchgeführt wurden, stellte man bei 84 Hunden, die sich auf 24 Rassen verteilten, eine Distichiasis
fest.
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